Reisebericht von Peter Abitzsch

 

Startseite

Landkarte

Entfernungen

Höhenprofil

Reiseinfos

Reiseberichte

buchbare Radreisen

KontaktImpressum

 
 

 vorheriger Tag   Tag 3 von 10   nächster Tag

 

Dienstag, 10. Juni 2008: Wangen – Solothurn – Büren – Lyss – Aarberg- Wohlen - Bern

(78,7 Km, 6,17 h Sattelzeit und 636 Hm, mittl. Steigung 3%, max. Steigung 14%)

 

Die Sonne scheint wieder, obwohl die Wetterprognosen schlecht sind. Heute haben wir den längsten und beschwerlichsten Tag der ganzen Tour vor uns. Wir müssen heute Bern erreichen. Die Nationalroute würde uns über Solothurn, der Uhrenstadt Biel am Bieler See führen und über 90 Km lang sein. Wir kürzen daher ein wenig ab, müssen dafür aber durchs Hügelland vom Aaregäu.  Aber zuerst müssen wir nach Solothurn fahren. Das erreichen wir gegen 10 Uhr, also eine Stund nach dem Aufbruch. Solothurn zeigt sich uns im besten Sonnenschein. Die Altstadt mit ihren hübschen Brunnen ist allerdings von Liefer-LKW’s zugestellt. Uns aber fällt angenehm auf, dass es trotz Arbeitseifer alles sehr geruhsam zugeht. Keiner der blockierten LKW-Fahrer regt sich auf, hupt oder schreit die Kollegen an. Man wartet geduldig bis man an der Reihe ist, oder der Andere Platz gemacht hat. Mit dem Velo hat man auch hier wieder alle Freiheiten, kann überall durchfahren und auch anhalten. Als wir wegen der Enge die Räder schieben, werden wir von Passanten erinnert, dass man auch fahren darf und sollte. Solothurn gefiel uns sehr. Leider aber hatten wir noch einen langen Weg vor uns.

 

Nach verlassen der Stadt nahmen wir die Route 44 nach Büren (auch hier gab es eine Holzbrücke). Die Wegführung war nun nicht mehr ökonomisch zu nennen, denn es ging bergauf und bergab, aber immer mit Blick auf das Aaretal und dahinter dem Jura, wo sich bald riesige Wolkentürme aufbauten. Sie waren aber dort wie festgeklebt und blieben bis zum Spätnachmittag unbewegt an diesem Bergrücken. Wir passierten wieder malerische Dörfer und riesige Einzelgehöfte, manche sogar mit Kuh-Waschanlage. In Büren erreichten wir wieder die Aare und hätten auch bis hierher im Flachen fahren können was der Kräfteverteilung gut getan hätte.

 

Später ist man immer schlauer, aber meine Karten hatten mir diese Einsicht bei der Planung verborgen. Es hat sich aber gelohnt und uns nicht gereut. Weniger  anstrengend war die Passage bis Lyss. Dort überholte uns ein einsamer Velofahrer, den wir aber in Aarberg wieder trafen. Er hatte sich verfahren und wir konnten ihm wieder auf den richtigen Weg helfen. Es war ein 80 jähriger Schweizer, der gerade von einer Radtour von Holland bis Basel kam und nun weiter nach Frybourg wollte.

 

In Lyss hielten wir uns nicht lange auf, dafür aber machten wir in dem malerischen kleinen Aarberg eine ausgiebige Kaffeepause und genehmigten uns einen Eisbecher.

 

Dann überquerten wir wieder eine Holzbrücke mit Blick auf den kleinen Aarepark und folgten dem Dammweg an einem Stausee entlang bis Oltingen. Kurz danach rückten die Hügel wieder näher und an einer Weggabel gab es 2 Möglichkeiten. Entweder 150 Meter in einem Stück oder die Variante in Etappen nur 120 m hinauf. Frank und Ute wählten den stärkeren Anstieg, während wir uns die abwechslungsreichere Route aussuchten. Nun kann ich nur von meiner Route berichten, die aber sehr schön war. Der erste Anstieg endete in einem Waldstück, wobei wir bei der Abfahrt durch einen Bauernhof bei Lache rollten, dessen Scheune mit dem Wohnhaus wie ein Torbogen verbunden war. Dann kamen wir das Dorf Golaten wo fast jeder Bauer  Buchsbäume zog. Das war ein Straßendorf mit ansteigender Straße bis zu einer Anhöhe über der Aare mit guter Aussicht. Das war zunächst der höchste Punkt, denn es ging wieder zu den Flußauen hinunter, dann über einen Damm und durch ein Wiesenstück zu einer schmalen Gitterbrücke über einen Kanal. Dann ging es den zugewachsenen Kanal entlang bis zu einem hohen Sicherheitszaun. Hier mussten wir pausieren, denn es begann zu tröpfeln.

Unbemerkt hatte sich der Himmel verdunkelt und zeigte uns, dass er auch noch reichlich Wasser gesammelt hatte, das er nun gern wieder los werden wollte. Wir kramten unsere Regenbekleidung aus den Rucksäcken und befürchteten schon Schlimmeres als es nach ca. 10 Minuten wider zu regnen aufhörte. Jetzt konnten wir die Fahrt fortsetzten oder besser weiter schieben, denn der hohe Zaun beschützte ein Kernkraftwerk und die Radroute musste das ganze Areal umgehen. Dazu mussten wir einen 20% steilen Hang hinauf schieben und dann auf einem Feldweg bis zum Ende des Zaunes fahren. Dann erst waren wieder auf einer Straße. Es war die Zufahrt zum Kernkraftwerk, die aber wieder den Berg hinauf zu einer riesigen Staumauer führte. Die gehörte wiederum zu einem ebenso riesigen Wasserkraftwerk. Wir überqueren die Staumauer und schauen staunend in die Tiefe, aber viel Zeit spendieren wir dem Blick nicht, denn der Himmel droht uns wieder und wir haben noch einen Anstieg vor uns.  

 

Nach der letzten Steigung warten unser Begleiter Frank und Ute an der Wegkreuzung in Wickacker unter einem großen Baum. Sie hatten den kürzeren Weg gewählt, waren aber auch nass geworden. Aber jetzt ging es auf gleicher Höhe leicht wellig am Wohlensee entlang bis Hinterkappelen. Dort treffen wir auf eine stark befahrene Strasse, der wir ca. 1 Km folgen müssen, dürfen aber dann in den Bremgartenwald abbiegen. Bern ist nun nicht mehr weit, doch der Weg steigt permanent an und unsere Kräfte sind schon bald am Ende. Kommen wir noch trocken nach Bern?

 

Der Weg erscheint endlos, Wegkreuzungen stellen uns vor die Frage, welcher Richtung folgen wir, denn es fehlen Wegweiser und wir stehen unter Druck. Einen falschen Weg sollten wir uns nicht mehr leisten, denn der Himmel wird immer schwärzer und wir möchten trocken im Hotel ankommen. Instinktiv finden wir die richtige Richtung. Wir verirren uns nicht und erreichen Bern. Übergangslos befinden wir uns im städtischen Straßenverkehr und lernen die Rücksicht der schweizerischen Autofahrer für Velofahrer kennen. Wir folgen der Längsgasse bis zum Hauptbahnhof und sind nun mitten in Bern. Auskunftsfreudige Passanten weisen uns den Weg zum nahen Hotel Astoria in der Zieglerstrasse. Kaum haben wir die Räder abgestellt beginnt es zu regnen. Es regnet die ganze Nacht. Wir verlassen das Haus nicht mehr, gehen in der Cafeteria zum Abendessen und dann zum Fußball schauen. Bern ist EM-Austragungsort. Es war ein langer Tag 

 

Reisebericht und Fotos von Peter Abitzsch

 vorheriger Tag vorheriger Tag   1 2 3 4 5 6 7 8 9 10   nächster Tag nächster Tag