Reisebericht von Peter Abitzsch

 

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Montag, 9. Juni 2008: Aarau – Olten – Aarburg – Wolfwil – Aarwangen – Wangen

(Tagesstrecke: 51,6 Km, 4 h Fahrzeit, 307 Hm)

 

Bis spätestens 10.30 Uhr sollten wir in Aarau unser Gepäck deponieren, aber wir waren schon vor 10 Uhr dort, denn von Waldshut nach Aarau sind es nur 60 Km. Wir wurden dort schon von dem Gepäckfahrer erwartet und mussten nur noch das Auto parkieren. Der Autor benutzt nun einige schweizerische Ausdrücke, die dem deutschen Leser möglicherweise nicht geläufig sind. So aber bekommt der Bericht ein authentischeres Aroma.

 

In Aarau erlebten wir hautnah die schweizerische Ordnungsliebe. Es wird eigentlich alles geregelt: „Hier darf man dürfen“  „Hier muss man müssen“, das meiste ist verboten, zeitlich eingeschränkt zu benutzen oder nur autorisierten Personen gestattet. Oft kommt das „Amtsverbot“ oder auch das „richterliche Verbot“ vor und betrifft am meisten den Kraftfahrer. Im Bereich eines Kernkraftwerkes las ich eine Tafel, die mir aber mitteilte, dass man nicht einmal anhalten darf, um den Text zu lesen. Der Radfahrer, hier als Velofahrer bezeichnet, genießt jedoch jegliche Freiheit, die man sich nur denken kann. Somit ist die Schweiz ein Paradies für Velofahrer.

 

Wir mussten aber erst einen Parkplatz für 10 Tage finden, der erschwinglich war und so kurvten wir eine Weile herum. Auch der Infopoint am Bahnhof konnte hierbei nicht helfen. Überall Verbote, Einschränkungen oder Gebühren. Aber dem Suchenden kam unsere Hartnäckigkeit zu Gute, das schweizerische Prinzip zu unterwandern. Wir suchten etwa 20 Minuten, dann fanden wir an der Aare bei den städtischen Sportanlagen einen kostenfreien Dauerparkplatz. Der Platz war schattig, geräumig und sogar zur Stadtmitte günstig gelegen. Hier ließen wir unser Gasauto zurück und begannen die Tour, der Aare entlang auf der Nationalroute Nr. 8 bis nach Meiringen im Berner Oberland.

 

Der Himmel zeigte sich in bayrische Farben weiß-blau, sorgte damit für eine positive Stimmung. Der gut markierte Weg führte direkt am Aareufer entlang, gelegentlich durch Wiesen und kleine Ortschaften bis das erste Highlight vorbeikam, das wir fast übersehen hätten, wenn uns die Sonne nicht so eingeheizt hätte. Wir mussten uns leichter bekleiden. Da sahen wir auch das Schloss oder die Kirche, wahrscheinlich beides gemeinsam in barockem Stil. Wir hatten die Aare überquert und waren in Niedergösgen. Der Ort hat allerdings auch das Gegenteil von Romantik zu bieten, nämlich ein Kernkraftwerk. Der Radweg geht direkt am Zaun entlang und man wird mit der geballten schweizerischen Wirtschaft konfrontiert, die sich hier im Aaretal angesiedelt hat. Da die Schweiz arm an ebenen Flächen ist, findet man hier die gesamte Chemie- und Pharma-, sowie Aluminiumindustrie-, die auch viel Strom braucht. So wechselt die Landschaft zwischen Wiesen und Industrieanlagen, die man aber rasch passieren kann. Dann aber sehen wir einen hohen Zementsilo mit der Aufschrift „Lindt“ und schon kommen wir vom Weg ab. Das ist eine Schokoladenfabrik und dort gibt es sicher einen Fabrikverkauf. Da müssen wir hin ! Obwohl wir dafür zweimal die Aare überqueren und eine Staustufe passieren müssen. Doch die Enttäuschung folgt auf die Vorfreude. Der Fabrikverkauf ist nur dienstags geöffnet, aber es war erst Montag. Nun wollten wir nicht einen ganzen Tag hier warten, denn wir hatten noch viel Strecke vor uns.

 

So kehrten wir auf den rechten Weg zurück und waren kurz danach im schönen Olten. Da es Mittagszeit war, machten wir nach einem kurzen Stadtrundgang eine Apfelpause am Hexenturm im historischen Stadtzentrum. Alle Gasthäuser hatten ihre Tische draußen und dort tafelten die Oltener zum Mittagstisch. Dann aber entdeckten wir die alte Holzbrücke über die Aare. Es ist eine Brücke mit Dach und so stabil gebaut, dass auch Autos darüber fahren können. Später haben wir noch mehrere solcher gedeckter Holzbrücken gesehen, die alle benutzt werden. In Strommitte der Aare schwamm ein Floß mit einer Skulptur, die sich längerem Hinsehen als ein Nessi oder Drachen entpuppte. Sie war aus lauter Müll gebaut worden, welcher von der Stadtreinigung innert, also innerhalb 14 Tagen zusammengetragen worden war. Ein Plakat gab Auskunft darüber und auch, dass in Zukunft derjenige, der Unrat wegwirft mit erheblichen „Bussen“ (Strafen) bis zu 10.000 CHF zu rechnen hat.

 

Das war eine wirklich eindrückliche Demonstration und nur ungern verließen wir das freundliche Olten. Der Weg wurde schattiger und die Aare reißender, kühlte aber auch die warme Luft und so gelangten wir nach Aarburg, wo wir wieder das Ufer wechselten. Auf der Brücke war auch die Kantonsgrenze. Orografisch links war der Kanton Aargau und rechts befanden wir uns im Kanton Bern, der hier kurz die Aare berührt. Die riesige Aarburg war nicht zu besichtigen, denn sie beinhaltet eine Jugenderziehungsanstalt. Dafür aber zeigte uns der Fluss ein Phänomen. Er kehrt vor der Brücke in einer Bucht seine Fließrichtung um. So konnten die Fluss-Schiffer gefahrlos in der reißenden Aare anlanden. Wir aber mussten wieder zurück auf das Aargauer Ufer, denn die Radroute setzte sich dort bis Wolfwil fort. Hier gibt es ein Fährhaus, mit einer Personenfähre, wo man sich auf’s bernische Ufer übersetzen lassen kann. Der schattige Gastgarten lud uns zu einer Kaffeepause und einem Eis ein. Danach setzten wir unser Fahrt über den sonnigen Weg fort, bis wir in Aarwangen über eine moderne Brücke wieder das Ufer wechselten und uns nun im Kanton Bern befanden. Diese Brücke, früher eine Holzbrücke wurde mehrmals zerstört, 1471 brannte die Holzkonstruktion, die beiden Nachbauten wurden 1758 und 1887 vom Hochwasser weggerissen und wurde dann 1906 durch eine Gitterkonstruktion ersetzt. Später wurde noch eine Eisenbahnbrücke dazugebaut und in jüngster Zeit ein geschwungener Radweg seitlich angehängt. Die Brücke gibt den Blick auf eine massive Burg frei, die früher den Brückenübergang schützte.

 

Der Radweg geht nun über das moränenartige Hügelland und führt durch malerische Dörfer mit wunderschönen Bauernhäusern im Berner Stil, d.h. sie besitzen weit über den Giebel gezogene Dächer, wobei die Überdachung mit Brettern verkleidet ist und einen Rundbogen zum Giebel frei lässt. Oft steht abseits eine kleineres Haus, welches wohl früher das Austragshaus war und einen Scheunenboden hatte. Es hat meist einen umlaufenden Balkon, den man über eine steile Stiege erreicht. An einem dieser prachtvollen Häuser wehte die Fahne von Veloland. Hier war ein Strohlager für die Velofahrer eingerichtet, das aber schon belegt war. Uns war das nicht unangenehm, denn wir hatten unser Nachtlager in Wangen im nächsten Ort, den wir 8 Km weiter gegen 18 Uhr erreichten. Wieder fanden wir eine alte Holzbrücke vor, die uns auf das Solothurnsche Ufer brachte, wo auch unser Hotel stand. Es war ein Motel Al Ponte, denn die Autobahn Zürich – Bern ging in der Nähe vorbei.

 

Auch hier spazieren wir in die Stadt und finden ein Lokal, wo man speisen und Fußball schauen kann. Nachts werden wieder die Straßen gewaschen.

Reisebericht und Fotos von Peter Abitzsch

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